Der Flyer von Linkswärts zum Thema des diesjährigen Open Ohr Festivals, auf dem unser Verein mit einem Info-Stand vertreten ist:
Meine Heimat – Deine Heimat – Unsere Heimat
Wenn sich die Rechtsrockband ‚frei.wild‘ damit schmückt, mit lauter Heimatliebe ihren Nationalismus zu verstecken, in altertümelnden Heimatfilmen die ‚heile Welt‘ imaginiert wird oder die Blut-und-Boden-Ideologen der deutschen Vertriebenenverbände ihre Feindschaft gegenüber den osteuropäischen Staaten zusammen mit alten und neuen Nazis auf ihren ‚Tagen der Heimat‘ feiern, dann erwartet man auch fast in jeder weiteren Erwähnung von ‚Heimat‘ einen unmittelbaren positiven Bezug auf Nationalismus, Rassismus, Volkstumspolitik & Co.
Das ist genau der Heimatbegriff, der sich eng an dem Begriff des Vaterlandes orientiert, das man sich nicht aussuchen kann, das einen zwingt, in Kriege zu gehen und zu morden. Das Vaterland, das damit einherging, allen Linken grundsätzlich vorzuwerfen, dass sie vaterlandslose Gesellen seien, und das viele in die Kerker geworfen hatte oder gleich ermordete. Aber die Heimatlosigkeit im Vaterland ist nichts, das man negativ zu werten hätte. Wie Recht hatten da Karl Marx und Friedrich Engels daher mit ihren Worten im ‚Kommunistischen Manifest‘: „Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben.“ Heimatlos auf der Suche nach einer ‚Neuen Heimat‘ begab sich nicht nur die sozialdemokratisch geprägte Gewerkschaftsbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg, aber sie war eines der Projekte aus der Arbeiterkultur, das ein Zuhause für die Arbeitenden im Sinne einer Gegenkultur gegen den herrschenden Kapitalismus schaffen wollte. Heimat also als Inbegriff der Suche nach einem besseren Leben.
Wie aber lässt sich dieser Begriff der Hoffnung in einer sich globalisierenden Welt verorten? Zunächst natürlich über eine Aneignung der Welt von unten. Und schließlich, indem man die ‚neue Heimat‘ jenseits dessen sucht, was einem der Nationalismus offeriert: „der Umbau der Welt zur Heimat“ (Ernst Bloch) könnte das möglich machen. Und wenn dann „der Gedanke solcher Heimat einmal in die Herzen aufgenommen ist, dann könnte jene Solidarität [die das Ziel hat] das Leid zu bekämpfen, in Freiheit zu leben, die Wahrheit zu erkennen“ (Max Horkheimer) endlich verwirklicht werden. Und genau für eine solche Welt stehen wir.
Flyer zum Download: Heimat-Open Ohr 2016