02.01.2011: Sarrazin nicht willkommen

Sarrazin ist in Mainz nicht willkommen

Rassismus wird salonfähig gemacht

Am Sonntag, den 2. Januar 2011 wird Thilo Sarrazin bei der Verleihung des „Ranzengardisten“ die Laudatio für den Kabarettisten Lars Reichow halten. Wir möchten zeigen, dass wir mit seinen Thesen nicht einverstanden sind. In Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ heißt es unter ande­rem: „Demografisch stellt die enorme Fruchtbarkeit der muslimischen Migranten eine Bedrohung für das kulturelle und zivilisatorische Gleichgewicht im alternden Europa dar“. Das ist nichts anderes als kulturell und biologisch begründeter Rassismus. Thilo Sarrazin und andere sprechen keine unbe­que­men Wahrheiten aus, sie brechen keine Tabus und sind keine Verteidiger der Meinungsfreiheit. Im Gegenteil: Nichts von dem, was Sarrazin beschreibt ist eine Bereicherung für die Diskussion, geschweige denn neu, originell, oder ein „Tabubruch“. Seine Lösungsvorschläge sind bestenfalls unbrauchbar, schlimmstenfalls menschenverachtend. Viele seiner Aussagen zum Islam sind schlicht und einfach rassistisch und vergiften das politische Klima in Deutschland. All das, was an konkreten Maß­nahmen in mühevoller Kleinarbeit im Sinne einer gelingenden Integration gerade hier in Rheinland-Pfalz geleistet wurde, wird durch solche Debatten um Jahre zurückgeworfen.
Mit der Laudatio am 2. Januar im Kurfürstlichen Schloss, in der „guten Stube“ von Mainz, wird Thilo Sarrazin ein öffentliches Forum geboten. Das trägt mit dazu bei, dass seine Thesen verharmlost werden und Rassismus weiter salonfähig wird.
Dagegen wenden wir uns und werden dies am 2. Januar auch öf­fentlich tun. Mit einer bunten Demonstration und einer Kundgebung um 16 Uhr in der Nähe des Kurfürstlichen Schlosses werden wir zeigen, dass für Rassismus kein Platz in Mainz ist.
Veranstalter: FICKO – Magazin für gute Sachen. Und gegen schlechte., DGB-Jugend Rheinland-Pfalz, Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz, Verein für Freiheit und Solidarität e.V. Mainz, Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration Rheinland-Pfalz (AGARP), Beirat für Migration und Integration Mainz, Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Mainz, Feministische Einzelkämpferinnen Gruppe (FEG) Mainz, Grüne Jugend Mainz, Interkultureller Rat in Deutschland e.V., MediNetz Mainz, Verein Armut und Gesundheit e.V., Linkswärts e. V.
Am Sonntag, den 2. Januar 2011 um 15 Uhr ab Hauptbahnhof Mainz
Weitere Informationen: FICKO Magazin

Der Mainzer Verein Linkswärts e. V. unterstützt den Aufruf „Sarrazin ist in Mainz nicht willkommen“ gegen Thilo Sarrazin und die ihn als Laudator einladende Ranzengarde (nachdem sie Sarrazin vor einem Jahr mit einem Preis ausgezeichnet hatte) – im Rahmen seiner Möglichkeiten – vollumfänglich!

Schon die Preisverleihung im vergangenen Jahr an Thilo Sarrazin selbst war ein Fehler, da die Ranzengarde mit dem – mittels seines menschenverachtenden „Hartz-IV-Speiseplans“ bekennenden – Sozialdarwinisten als Preisträger einer Fastnachtsgarde die Idee der Fastnacht pervertierte, die es eigentlich ist, dass die „unten“ zur Abwechselung „denen da oben“ mal straffrei die Meinung geigen können. Sarrazin als Berliner Finanzsenator und Bundesbanker hat zuletzt immer als „einer der da oben“ auf denen „unten“ rumgehackt – und das meist auch noch ohne jeden Sinn und Verstand!

Nun ist im vergangenen Jahr mit seinem Buch und den (PR?-)Äußerungen dazu die Dimension Rassismus und genetisch bedingter Sozialdarwinismus verstärkt hinzugekommen, sodass Sarrazin immer untragbarer für die Zivilgesellschaft wird. Es wird Zeit, dass sich ihm und seinen Unterstützern jemand ernsthaft in den Weg stellt, um der Zivilgesellschaft ihre Werte Solidarität und Integration (im Sinne gegenseitigen Aufeinanderzukommens) wiederzugeben, nachdem zuletzt gerade mal die Bundesbank einigermaßen nachvollziehbar auf seine unmöglichen Auslassungen reagiert und ihn rausgeworfen hatte (wenn auch eher aus Sekundärtugenden heraus) und es selbst die Sozialdemokratische (!?!) Partei Deutschlands (das meint das Akronym SPD nämlich immer noch) bis heute nicht geschafft hat, den Rassisten und Sozialdarwinisten aus der Partei auszuschließen.

 

Unser Linkswärts-Flyer:

Herr Sarrazin, Sie sind nicht willkommen!

Im Ursprung der Fastnacht sollte sich der „Kleine Mann“ über die Obrigkeit straffrei lustig machen dürfen, heute soll sich der „Kleine Mann“ über die Mächtigen ohne nachteilige Konsequenzen lustig machen können. Die Ranzengarde pervertierte diese Idee der Fastnacht schon mit der Preisverleihung ausgerechnet an Thilo Sarrazin im vorvergangenen Jahr und erneut mit der Einladung an Sarrazin, auch 2011 wieder aufzutreten, diesmal als Laudator seines Nachfolgers. Sarrazin ist als damaliger Berliner Finanzsenator und heutiger Ex-Bundesbankvorstand ein Bonze, der die Unterschicht und auch weite Teile der Mittelschicht als Fußabtreter missbraucht. Sarrazin macht niemals Witze, selbst sein sozialdarwinistischer „Hartz-IV-Speiseplan“ war absolut ernst gemeint. Er hätte auch gar nicht den Humor, sich über Leute seines Schlages lustig zu machen, erst recht nicht in ironischer oder gar spöttischer Absicht und schon gar nicht mit der Intention, jemanden auf sein elitäres, sozialdarwinistisches und eugenisch-rassistisches Gehabe hinzuweisen oder es zu überwinden. Sarrazin ist selbst Sozialdarwinist, Rassist und Eugeniker – wie käme er dazu, sich mit solchen Leuten schlecht zu stellen? Dass der „Kleine Mann“ seine Rente finanziert, die er dreist noch um 1000 Euro (im Monat!) erhöhen ließ, als er wegen seiner rassistischen Ausfälle vom Bundespräsidenten zurückgetreten wurde, stört all seine „Unterstützer“ offenbar genauso wenig wie die 23 Euro, die sie ihm zusätzlich zu seinem Vermögen noch für sein gebundenes Altpapier berappen, nicht die detaillierten Widerlegungen von Sarrazins Buch, nicht der Ärger all der Menschen, die sich für gelingende Integration einsetzen möchten und Quertreiber wie Sarrazin ganz zuletzt gebrauchen können.

Wir sagen Thilo Sarrazin: HAU AB!

Wir fordern von der Mainzer Ranzengarde: Kehrt endlich zurück zur Tradition der Fastnacht!

Wir bitten alle Mainzerinnen und Mainzer, wachsam zu bleiben und Rassisten wie Sarrazin keine Chance zu geben!

 

Ein ergänzender, den Horizont noch viel stärker erweiternder Aufruf ist vom Kritischen Kollektiv zu vermelden: „Verkürzte Kritik ist nicht die halbe Miete… denn Sarrazin ist der gesellschaftliche Normalzustand“…